Stormy Wight´s Parson Russell Terrier

Nur ein Wurf?

Nur ein Wurf?

Mal eine andere Betrachtung dazu, denn nach unseren Erfahrungen bei den Stormy Wight´s frage ich mich öfter als früher, wie andere Züchter sich dem Thema, wie oft man sinnvollerweise eine Hündin decken läßt, nähern bzw. wie darüber gedacht wird? Wann fängt man an, wann ist es genug?

Über den idealen Einstiegszeitpunkt gibt es ja schon genügend Meinungen. Viele Züchter plädieren für ein recht junges Alter beim ersten Wurf der Hündin. Unter zwei Jahre oft genug schon gesehen. Dafür spricht sicherlich, dass die Hündin noch so jung ist, dass ihre Regenerationsphase schneller abläuft als bei einer Hündin, die mit vier oder fünf Jahren ihren ersten Wurf bekommt. Dagegen spricht für mich, dass zumindest wenn ich unsere Mädels anschaue, sie mit drei Jahren erst erwachsen zu sein schienen. Das ist für mich persönlich auch das ideale Alter um anzufangen.

Bei uns hat sich das immer etwas in die Länge gezogen, weil erstmal andere Prüfungen anstanden, die ersten Starts absolviert wurden und schwubb-di-wupp waren die Mädels schon älter als drei.

Der Anfangszeitpunkt ist das eine, aber, was ist mit der Anzahl der Würfe?

Es ist nicht zu unterschätzen, wenn die Hündinnen, wie in unserem Fall sportlich aktiv sind und dazu noch die Belastung der Geburt und Aufzucht erleben. Aber, auch wenn eine Hündin keinen Hundesport betreibt oder jagdlich geführt wird, heißt das ja noch lange nicht, dass sie sich deshalb leichter oder schneller erholt oder es einfach mal nix mit ihr macht. Möglicherweise fällt es durchtrainierten Hündinnen sogar leichter sich zu regenerieren.

Ein heikles Thema.

Für mich ist es aktuell interessant geworden, weil wir mehr als einmal darauf angesprochen wurden, warum unsere Zuchthündinnen (also, die die noch im zuchtfähigen Alter sind) nur einen Wurf bekommen. Vielleicht regen meine Gedankengänge und Erfahrungsberichte ja den einen oder anderen an, darüber auch mal nachzudenken.

Gleich vorweg: Unsere Mädels sind fit und munter, es gibt keinen Grund nur einen Wurf mit ihnen zu machen, außer, dass es unsere Entscheidung ist, weil wir glauben, dass es für sie so am besten ist.

Wie gestaltet sich das Leben mit unseren Hunden?

Als erstes, das ist uns beiden sehr wichtig, sind unsere Hunde Teampartner. Wir arbeiten unsere Hunde und lasten diese im Kopf und Körper aus, dies macht uns sehr viel Spaß und die Hunde leben – das sieht man an der ganzen Körpersprache und Ausstrahlung. Positiver Nebeneffekt: So gestaltet sich sogar das Zusammenleben mit so vielen Hunden relativ harmonisch.

Und wie fing es mit der Idee des Züchtens an?

Der Wunsch entstand, weil meine Hazel eine außergewöhnliche Hündin war, die sich durch ihren Charakter, ihre Nervenstärke und ihre Arbeitsqualitäten ganz deutlich von vielen Parsons abgrenzte, die ich bis dahin kannte und die ich heute kenne. Und, das sind sicherlich nicht so wenige. Leider erkrankte Hazel, bevor es dazu kommen konnte, an Katarakt auf dem linken Auge, damit war die Zucht mit ihr ausgeschlossen.

Mit Coffee wurde dann unser Wunsch wahr. In 2009 bekam Coffee ihren ersten Wurf, aus dem wir Anna bei uns behielten. Die Geburt war schwer, sehr schwer und wir hatten wirklich Angst um unsere Coffee, die es dann aber doch alles gut (ohne Kaiserschnitt) hinbekommen hat, trotz oder mit unserer Hilfe. Nach dieser Geburt war ich sehr weit davon entfernt, noch mal an Welpen zu denken, diese Erfahrung mochte ich weder für Coffee noch für uns wiederholen.

Anna und Atze entwickelten sich sehr gut, fast schon zu gut, denn ihre Art, ihre Qualitäten bei der Arbeit und ihre Optik ließen dann doch wieder den Wunsch aufkommen, noch einen Wurf mit Coffee zu machen. Ich schwor mir: Wir würden uns noch besser vorbereiten, noch mehr versuchen zu bedenken und einfach noch mehr tun, damit alles gut für Coffee und die Babies verlaufen würde. 2011 wurde unser B-Wurf geboren, wieder eine Höllenritt mit sehr großen Welpen. Coffee schaffte es aber deutlich besser als bei den A’s. Trotzdem blieb ein leises Gefühl zurück, wieder nicht alles bedacht zu haben. (Heute weiß ich: Jede Geburt ist anders, keine verläuft wie die andere, man kann nicht alles bedenken.)

Wieder bekamen wir tolle Babies von Coffee geschenkt. Es blieb Brenda bei uns, die einfach ein unglaublicher Hund ist. Und, so planten wir unseren C-Wurf. Lange, lange haben wir gesucht bis wir den hoffentlich passenden Rüden ausgewählt hatten. Fellini! Wir fuhren nach Österreich, Coffee und Fellini mochten sich sofort und es waren unvergessliche Tage bei Martina und Tanja. Coffee bekam fünf Welpen, in einer, für mich fast nicht mehr vorstellbar leichten Geburt, alle Welpen gesund und munter, vier Rüden und eine Hündin. Die Aufzucht war für Coffee diesmal allerdings kein Kinderspiel, denn mit fünfen hatte sie deutlich mehr zu tun und zu produzieren als mit zwei Welpen. Sie schaffte es aber sehr gut, die Welpen entwickelten sich toll. Der C-Wurf ist bis heute mein all-time-favorit, ich mochte diese süßen kleinen Jungs und das kleine, zarte Carlchen so gern. Für mich der ausgewogenste Wurf, den Coffee geboren hat.
In den Monaten nach der Geburt zeigte sich, dass Coffee viel Zeit brauchte um sich zu regenerieren, diese Wurf gekoppelt mit den zwei ersten schweren Geburten machten ihr zu schaffen. Sie erholte sich nur langsam von der dritten Trächtigkeit und war mit 10 Jahren schon älter als ich es von anderen Hunden bei uns kannte.

So diskutierten Roger und ich dann über die nächsten züchterischen Ziele. Beschenkt mit traumhafter Nachzucht, zahlten wir aber auch einen Preis dafür, das war uns mittlerweile mehr als bewußt. Als wir, ziemlich überraschend, doch noch in die Planung für einen Wurf mit Anna gingen, die zu dem Zeitpunkt bereits fünf Jahre alt war, stand allein durch ihr Alter fest, dass es nur ein Wurf sein sollte. Gekoppelt mit der Erfahrung mit Coffee war das für uns folgerichtig die einzige mögliche Entscheidung.

Anna bekam drei Welpen, es war eine leichte Geburt, sehr überraschend für uns. Anna erholte sich unglaublich schnell, das war wirklich prima. Ca. drei Monate nach der Geburt begannen wir wieder mit dem Training und anfänglich sah alles super aus. Allerdings kämpfte sie lange mit ihrer Figur, nahm nur zögerlich ab und wirkte immer ein bißchen aufgeschwemmt. Ich tat alles, was ich tun konnte mit meinem Wissenstand zu dem damaligen Zeitpunkt. Der Wurf wurde im September 2014 geboren, im März 2015 besuchten wir ein Seminar in Oberammergau, auch hier war alles tip-top. Anna lief wie eine Biene. Dann begann die Freiluftsaison und erst fast unmerklich, dann deutlicher stellten sich Sprungprobleme ein. Anna übersprang oder verschätzte sich immer wieder mal, wir beide wurden zunehmend unsicher, eine unglückliche zusätzliche Wechselwirkung. Wir ließen sie untersuchen und es stellte sich ein Blockade im Lendenwirbelbereich heraus. Das hieß: Sprungtraining und Behandlungen über einen längeren Zeitraum. Im Juli startete sie dann erstmals wieder, allerdings mit Roger. Da war dann zu sehen, das wir das Problem überstanden hatten, sie lief prima, abgesehen davon, dass sie mich immer gesucht hat und drei von vier Läufen anfänglich damit endeten, dass Anna etwas sehr unkonzentriert war und mich eifrig suchte, statt mit Roger Agi zu machen.

Mittlerweile haben wir Februar 2016, Anna´s Welpen sind 17 Monate alt und ich denke, man kann sagen, mein Anna-Kind ist wieder topfit.

Trotzdem wieder eine Erfahrung, die uns aufgezeigt hat, wie hoch die Beanspruchung ist. Bei Hündinnen, die „nur“ Zuchthündinnen sind, mag dies nicht so auffällig sein, wir aber wissen heute, wieviel wir den Mädels damit abverlangen.

Auch bei Brenda waren wir dann hin- und her gerissen. Sollten wir es wirklich noch mal wagen, einen Wurf zu machen, mit der Hündin, mit dem größten Talent ausgestattet von unseren Mädels – ein Traumhund durch und durch. Es wäre so schade, es nicht zu tun, zudem wir einen so tollen Rüden für sie hatten. Es blieb gedanklich eine Gratwanderung. Zudem ist Brenda nicht mein Hund, sondern Roger arbeitet mit ihr. Auch er mußte einverstanden sein, denn wir wußten vorher nicht, was kommen würde. Letztendlich haben wir uns dafür entschieden und es bisher nicht bereut.

Die Geburt war unkompliziert, die Welpen gesund und munter und Brenda hatte genug Milch um aus dem Trio kleine Maden zu machen. Mittlerweile sind die Welpen 17 Wochen alt und Brenda zeigt sich schon in einer tollen Verfassung, sie ist noch etwas pummelig, aber auch daran arbeiten wir. Sie scheint alles gut weggesteckt zu haben. Dass das so bleibt, daran arbeiten wir mit Sprungtraining, Aufbautraining der Beckenmuskulatur und angepaßter Ernährung. Auch bei der Osteopathin war sie schon, die war sehr angetan, also alles ok.

Fazit: Man steckt einfach nicht drin. Züchten ist immer auch ein Risiko. Für die Hündin und für die Welpen, und das Wohl unserer Hunde steht an oberster Stelle. Welpen sind für uns kein Geschäft, sondern ein Herzenswunsch, für den wir alles tun, was wir können. Und, aus den Erfahrungen heraus haben wir uns für nur einen Wurf bei den im Sport aktiven Mädels entschieden. So hoffen wir, einerseits noch tolle Nachzucht zu haben und auch unsere Zuchtstätte erhalten zu können, andererseits den Mädels genügend Zeit und eigene Reserven zu geben bzw. zu erhalten, dass sie bald wieder richtig fit sein können.

Was es mit uns Menschen macht, davon wollen wir hier gar nicht schreiben. Wir haben züchterisch alles erreicht, was wir uns gewünscht haben. Mit wunderbarer Nachzucht, mit der es äußerst wenige Probleme und viele gute Nachrichten gibt. Die, die bei uns sind, sind für uns die Erfüllung vieler Träume. Jetzt legen wir erstmal eine Pause ein und widmen uns der Arbeit mit unseren Hunden, hegen und pflegen diese und freuen uns auf die gemeinsame Zeit.

 

Update 2022: Mittlerweile sind ein paar Jahre ins Land gegangen und Brenda´s einzige Tochter Else hat vor zwei Jahren ihren ersten (und letzten) Wurf zur Welt gebracht. Sie hat sich sehr gut und schnell erholt, aber bis sie wieder voll in den Sport einsteigen konnte, verging auch so seine Zeit.

Wir haben unsere Entscheidung, nur einen Wurf mit den Hündinnen zu machen, bisher als richtig empfunden und werden es auch zukünftig so handhaben, auch, wenn es manchmal auch den leisen Zweifel gibt, wenn man aus einer Hündin so tolle Welpen bekommen hat.